Apotheke am Mühlentor Grimmen
Heilpflanzenlexikon
Mauerpfeffer
Der scharfe Mauerpfeffer gehört zu den am längsten genutzten Heilpflanzen. Schon der griechische Arzt Hippokrates erwähnt in seinen Schriften Mauerpfeffer als Mittel gegen Schwellungen und Entzündungen sowie zum Anregen der Menstruation. Laut dem römischen Schriftsteller Plinius verhilft die Pflanzen Kranken zu gutem Schlaf, wenn sie in ein schwarzes Tuch gewickelt und ihnen unter den Kopf gelegt wird, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Betroffenen nichts davon wissen. Im Mittelalter verwendete man das Kraut gegen Geschwülste, schnelle Fieber, hitzige Bauchflüsse und Gicht. Einige Gelehrte zweifelten zwar die Wirksamkeit von Mauerpfeffer an, empfahlen es aber als Therapie bei Skorbut. Der spanische Arzt Duval berichtet im 19. Jahrhundert, er habe den frischen Pflanzensaft mit Bier vermischt und bei Diphtherie gegeben – und dies 30 Jahre lang mit Erfolg.
Wissenschaftlicher Name: Sedum acre L.
Charakteristik
Die Pflanze ist in ganz Europa, Westsibirien, den Kaukasusländern und Nordamerika verbreitet.
Der scharfe Mauerpfeffer gehört zur Gattung Sedum, die ca. 420 verschiedene Arten umfasst. In der Familie der Dickblattgewächse sind sie umfangreichste Gattung. Die Pflanze ist ausdauernd, wächst 2–15 cm hoch und bildet sehr viele astartige, verzweigte Sprossen aus. Die dicken, fleischigen Blätter speichern viel Wasser. Die Früchte des Mauerpfeffers sind Balgfrüchte: Nachdem sie verblüht sind, spreizen sie sich auseinander und bilden einen fünftstrahligen Stern.
Vom scharfen Mauerpfeffer können alle Teile der blühenden Pflanze verwendet werden. Die frischen Pflanzenteile helfen zerdrückt als Auflage, oder man nutzt den ausgepressten Pflanzensaft. Um Mauerpfefferkraut herzustellen, trocknet man die Pflanzenteile an der Sonne, besser noch bei künstlicher Wärme. Kennzeichnend – und namensgebend – für den Mauerpfeffer ist sein scharfer, pfefferartiger Geschmack.
Anwendungsbereiche
Volksmedizin
Innerlich bei Husten und gegen zu hohen Blutdruck, bei Arteriosklerose, Ödemen und fieberhaften Erkrankungen
Äußerlich zur Wundbehandlung und zur Therapie von Geschwüren bei Verbrennungen, bei Hämorrhoiden, Warzen und Flechten sowie bei Ulzerationen im Mundbereich.
Homöopathie: bei Hämorrhoiden- und Afterschmerzen, v.a. Afterfissuren.
Dosierung
Abkochung: 1 TL voll auf eine Tasse Wasser. Die Tagesdosis ist hierbei 3 g der Droge, was ca. 2 vollen TL entspricht.
Sirup bei Husten: alle 3 Stunden 1 EL einnehmen. Um Sirup herzustellen, 100 g Pflanzensaft mit 180 g Zucker vermengen.
Bei Flechten und Warzen das frische Kraut zerquetschen und auflegen.
Homöopathie:
- Oral: 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30–60 Minuten (akut) oder 1–3-mal täglich (chronisch)
- Parenteral: akut 1–2 ml s. c. 3-mal täglich, chronisch dieselbe Dosis 1-mal pro Tag.
Wirkung und Nebenwirkungen
Im Tierversuch wirkte die Droge sowohl motilitätshemmend als auch –steigernd. Mauerpfeffer enthält verschiedene Alkaloide und Gerbstoffe. Dies könnte erklären, warum die Pflanze zur Wundbehandlung eingesetzt wird.
Sind der Magen-Darm-Trakt oder die ableitenden Harnwege entzündet, sollte Mauerpfeffer nicht eingenommen werden.
Anwendung in Lebensmitteln
Dass Mauerpfefferkraut in Lebensmitteln Anwendung findet, ist nicht bekannt.
Andere volkstümliche Namen des Mauerpfeffers sind Fetthenne, Steinpfeffer, Mauerträubchen, Hühnerträubchen oder Vogelbrot.
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