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Apotheke am Mühlentor Grimmen

Heilpflanzenlexikon

Chili

Chili, © Skyprayer2005/Shutterstock.com
© Skyprayer2005/Shutterstock.com

Chili ist eine kleine scharfe Paprika und zählt wie alle Paprikaarten zur Familie der Nachtschattengewächse. In ihrer Heimat Süd- und Mittelamerika fand sie eine breite medizinische Anwendung. Einmal entdeckt, erlangte sie auch rasch in Europa Verbreitung als Gewürzpflanze und Heilmittel. Wassersucht, Wechselfieber und Verdauungsstörungen sind nur einige der beschriebenen Anwendungsgebiete. Charakteristisch für die scharfe Schote ist ihre fördernde Wirkung auf Durchblutung und Verdauung. Darüber hinaus wirkt der Inhaltsstoff Capsaicin schmerzlindernd. Die durchblutungsfördernde und schmerzlindernde Wirkung des Capsaicins macht man sich heute in Wärme- und Schmerzpflastern zunutze. Wichtige Anwendungsgebiete sind chronische Gelenkschmerzen, rheumatischen Beschwerden und neuropathischen Schmerzen.

Wissenschaftlicher Name: Capsicum annuum.

Charakteristik

Der wissenschaftliche Name Capsicum annuum beschreibt eine Gruppe hunderter Paprikagewächse – von milden Gemüsepaprika, über moderat scharfe Peperoni bis hin zu den scharfen Chili und Cayenne. Entscheidend für den Grad der jeweiligen Schärfe ist ihr Gehalt an Capsaicin. Dieser Bestandteil wird gleichzeitig auch für die medizinische Wirkung der Pflanzen verantwortlich gemacht. Der Capsaicin-Gehalt einer Pflanze wird mithilfe der Scoville-Skala bewertet. Die meisten Chili-Sorten aus der Gruppe der Capsicum annuum liegen im milden bis mittleren Bereich. Darüber hinaus gibt es Chili-Sorten anderer Paprika-Arten, beispielsweise Capsicum chinense. Diese sind teils deutlich schärfer. Einige Beispiele für Scoville-Einheiten:

  • Gemüsepaprika: 0–10
  • Peperoni: 10–500
  • Grüne Chili: 500–1000
  • Jalapeño-Chili: 2500–8000
  • Reiner Cayennepfeffer: 30.000–50.000
  • Tabasco und Thai-Chili: 50.000–100.000
  • Habanero-Chili: 100.000–350.000
  • Reine Capsaicin-Kristalle: 15.000.000–16.000.000


Chili stammt ursprünglich aus Ländern Süd- sowie Mittelamerikas. Heute wird die Pflanze in allen wärmeren Gebieten kultiviert. In Kultur wird die Pflanze fast immer einjährig gehalten. Bis zu 150 cm wächst sie in die Höhe – nach oben gestreckt oder als buschiger Halbstrauch. Charakteristisch für viele Chili-Sorten ist ein kahler Stengel, der sich nach oben verzweigt. Von unterschiedlicher Form zeigen sich die meist einzeln stehenden Blätter. Juni bis September ist die Blütezeit des Chilis. Die Blüten stehen meist einzeln, bei einigen Sorten auch in Paaren oder zu dritt. Ihr Kelch ist glockenförmig aus fünf Blättern geformt. Die vier bis sieben Kronblätter sind weiß bis gelblich, selten purpurn bis violett. Ein typisches Merkmal sind die meist bläulichen Staubgefäße im Zentrum der Blütenkrone. Die Chili-Frucht ist je nach Sorte in ihrer Farbe und Form sehr variabel. Botanisch betrachtet handelt es sich um eine Beere.
Medizinisch verwendet werden die capsaicinhaltigen, frischen und getrockneten Früchte verschiedener Chili-Sorten.

Anwendungsbereiche

Äußere Anwendung: bei schmerzhaften Muskelverspannungen, chronische Gelenkschmerzen, rheumatischen Beschwerden und neuropathischen Schmerzen
Äußere Anwendung in der Volksmedizin: bei rheumatischen Beschwerden, Arthritis, Hexenschuss, Frostbeulen, als Creme zur Förderung der Durchblutung
Innere Anwendung in der Volksmedizin: bei Magen-Darm-Störungen, zur Potenzsteigerung und zur Prävention von Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzerkrankungen
Indische Medizin: bei Gicht, Arthritis, Ischias, Husten und Heiserkeit, Cholera, Ödemen, Magersucht, zum Fiebersenken bei Malaria, Gelbfieber, Scharlach und Typhus
Homöopathie: bei Entzündungen der ableitenden Harnwege, des Magen-Darm-Trakts, des Mund- und Rachenraums sowie bei Mittelohreiterung
Ernährung: als Gewürz.  
Sonstige Anwendung: in Industrie und Technik zur Tränengasherstellung

Dosierung

Tagesdosis: 10 g Droge
Abkochung: 500 ml Wasser mit 5 g Pulverdroge, 3 g pulverisierte Cascarillarinde und 5 g pulverisierter Rhabarberwurzel ansetzen und aufkochen, abgießen, 2 Tassen am Tag trinken
Homöopathie: bei akuten Beschwerden 5 Tropfen oder 1 Tablette oder 10 Globuli oder 1 Messerspitze Verreibung alle 30–60 Minuten, bei chronischen Beschwerden 1–3-mal täglich
Fertigarzneimittel: Salben, Pflaster, Balsam
Tinktur: mit 90% Ethanol V/V (Volumen pro Volumen). Die äußere Anwendung sollte auf 2 Tage begrenzt sein. Erst nach einer zweiwöchigen Anwendungspause kann die zweitägige Anwendung wiederholt werden.

Risiken und Nebenwirkungen:

Es bestehen keine Risiken bei bestimmungsgemäßer Anwendung therapeutischer Drogen. Kinder, Schwangere und Stillende sollten grundsätzlich von einer Anwendung absehen. Die vollständigen Vorsichtsmaßnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Innere Anwendung: Bei hochdosierter innerer Anwendung können unter anderem Durchfälle, Magenreizungen, Tränen, Nasenlaufen und Brennen bei der Defäkation auftreten.  Auch Atem- und Schluckstörungen sowie Darm- und Gallenkoliken sind bei hochdosierter Einnahme möglich. Toxische Dosen führen durch eine Störung der Temperaturregulation zur lebensgefährlichen Unterkühlung. Die langdauernde innere Anwendung begünstigt das Entstehen einer chronischen Gastritis.

Äußere Anwendung: Bei äußerer Anwendung kommt es in den meisten Fällen vorübergehend zu einer lokalen Hautreizung mit Brennen, Jucken, Überwärmung und/oder Rötung. Leichte lokale Reaktionen zu Behandlungsbeginn sind normal und lassen mit der Zeit nach. Bei anhaltenden Irritationen sowie Blasen- und Geschwürbildung sollte ein Abbruch der Therapie oder eine Reduzierung der Dosis erwogen werden. Aufgrund ihrer stark reizenden Eigenschaften darf die Droge nicht auf Schleimhäuten und verletzter Haut angewendet werden. Die Droge darf ebenfalls nicht ins Auge gelangen!

Quelle: Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke: Heilpflanzen CD-ROM (Herbal Remedies), 2003 MedPharm

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